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So nutzt du den Halo-Effekt im Branding und Marketing

Diesen Artikel gibt es auch auf Englisch .

Bild einer Frau, die ein iPad hält. Dies ist die Einleitung zu meinem Artikel „Wie man den Halo-Effekt im Branding und Marketing nutzt“.
Von Nine Blaess
7:19 min Lesezeit
September 26, 2025
In diesem Artikel
Kann die Verpackung den Geschmack beeinflussen? Auf jeden Fall. Eine gut gestaltete Verpackung hinterlässt einen positiven Eindruck und steigert den wahrgenommenen Wert eines Produkts oder. Dies ist ein klassisches Beispiel für den Halo-Effekt im Branding und Marketing.

Lass uns das Thema näher beleuchten und herausfinden, wie du den Halo-Effekt für dein Branding und Marketing nutzen kannst. Doch zuerst sollten wir klären, was der Halo-Effekt überhaupt ist.

Was ist der Halo-Effekt?

Der Halo-Effekt ist eine kognitive Verzerrung, die unser Denken und unsere Entscheidungsprozesse maßgeblich beeinflusst.

Unser Gehirn strebt von Natur aus nach Einfachheit und Effizienz, um rasche und mühelose Urteile zu fällen.

Stell dir zwei Produkte vor: eins mit ansprechender Verpackung, das andere mit schlecht gestalteter Verpackung.

Der Halo-Effekt führt wahrscheinlich dazu, dass du das ansprechender verpackte Produkt als wertvoller einstufst, selbst wenn das andere möglicherweise qualitativ besser ist.

Das kommt daher, dass die positive Wahrnehmung der Verpackung unser Gesamturteil über das Produkt beeinflusst und sich auf die Einschätzung seiner Gesamtqualität auswirkt.

Wissenschaftliche Grundlagen des Halo-Effekts

Der Halo-Effekt wurde seit seiner Erwähnung im Jahr 1920 in dem Buch „A Constant Error in Psychological Ratings“ des Psychologen Edward Thorndike ausgiebig erforscht. Spätere Studien haben faszinierende Einblicke darüber geliefert, wie der Halo-Effekt unsere Wahrnehmungen und Entscheidungsprozesse beeinflusst.

Hier sind ein paar beispiele von Studien:

  • Bildung: Bereits 1968 fanden Rosenthal und Jacobson heraus, dass die Erwartungen von Lehrern gegenüber Schülern stärker von deren Erscheinungsbild als von ihrer schulischen Leistung beeinflusst wurden.
  • Justizsystem: Efran entdeckte 1974, dass attraktive Straftäter eher mildere Strafen erhielten—ein Beleg dafür, dass der Halo-Effekt sogar in Gerichtssälen greift.
  • Rechtliche Voreingenommenheit: Eine Studie von Wilson und Rule aus dem Jahr 2016 zeigt, dass Angeklagte, die vertrauenswürdiger wirken, seltener die Todesstrafe erhalten.
  • Service und Preisgestaltung: 2019 fanden Jaeger und Kollegen heraus, dass attraktive Airbnb-Gastgeber höhere Preise verlangen konnten – allein aufgrund ihres Aussehens.
  • Soziale Bewertung: Weitere Studien von Dion, Berscheid und Walster (1972), Clifford und Walster (1973) sowie Willis und Todorov (2006) bestätigten, dass wir die Persönlichkeit, Kompetenz und sogar die Führungsqualitäten von Menschen größtenteils anhand ihres Aussehens beurteilen.

All diese Studien betonen, dass das Aussehen eines Menschen unser Urteilsvermögen und unsere Entscheidungen in verschiedenen Kontexten maßgeblich beeinflussen kann.

Was ist der Horn-Effekt?

Übrigens gilt auch das Gegenteil.

Schlechtes Design kann beispielsweise den Eindruck erwecken, dass ein Produkt von minderer Qualität ist, selbst wenn dies unbegründet ist. In diesem Fall spricht man vom Horn-Effekt.

Ein weiteres Beispiel für den Horn-Effekt im Branding ist, wenn ein Unternehmen mit einem schlecht gestalteten Logo als unerfahren oder minderwertig wahrgenommen wird.

Ganz gleich, wie gut das Angebot tatsächlich ist, das Logo wirft einen Schatten auf das gesamte Markenimage, der nur schwer zu überwinden ist.

Um es einfach zu halten, konzentrieren wir uns in diesem Artikel ausschließlich auf den Halo-Effekt.

Wie du den Halo-Effekt in Branding und Marketing nutzen kannst

1. Fokussiere dich auf deine Stärke

Beim Branding geht es darum, einen klaren Schwerpunkt zu setzen, der deine Marke von anderen abhebt.

Indem du deine einzigartige Markenstärke identifizierst und konsequent hervorhebst, sorgst du dafür, dass deine Botschaft klar und prägnant bleibt.

Vertraue auf den Halo-Effekt, bei dem Menschen automatisch Verbindungen herstellen.

Was macht deine Marke einzigartig? Was sind ihre herausragenden Merkmale?

Für etwas bekannt zu sein, macht dich zur ersten Marke, an die Menschen in deiner Kategorie denken—auch bekannt als Markenpositionierung.

Ein gutes Beispiel dafür ist Allbirds. Wenn ich an bequeme und umweltfreundliche Schuhe denke, kommt mir sofort Allbirds in den Sinn. Die Marke hat diese Assoziation geschaffen, indem sie Nachhaltigkeit und Komfort in ihren Produkten und Brand Storytelling konsequent betont.

Wie Ana Andejelic richtig bemerkt, ist es bereits ein Erfolg, wenn Kunden an deine Marke denken.

Ein Unternehmen, welches in der ersten Überlegung berücksichtigt wird, hat eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, gekauft zu werden, als solche, die erst später in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.

2. Investiere in hochwertiges Design

Design umfasst mehr als nur ein ansprechendes Logo. Es erstreckt sich auf Typografie, Farbpalette, Fotografie, deine Corporate-Website und vieles mehr.

Studien bestätigen, was Designer schon lange wissen: Menschen assoziieren attraktive Verpackungen mit hochwertigen Produkten.

Zudem beeinflusst das Verpackungsdesign auch unsere Preiswahrnehmung. Es überrascht nicht, dass Menschen erwarten, dass ein Produkt mit einer aufwändig gestalteten Verpackung (Bilddetails, verschnörkelte Typografie usw.) mehr kostet.

Wenn du wissen möchtest, wie Preise die Markenwahrnehmung beeinflussen, schau dir gern meinen Artikel zu diesem Thema an.

Das Design liefert ebenfalls Hinweise auf ein Unternehmen, seine Branche und seine Produkte.

Ein einfaches Design vermittelt zum Beispiel Benutzerfreundlichkeit, wie bei Apple, während bunte Designs freundlich, zugänglich und unterhaltsam wirken können, wie das Packaging von Karma Drinks.

Die Investition in Design geht also weit über Ästhetik hinaus. Gutes Design schafft Vertrauen und setzt positive Erwartungen für dein gesamtes Markenerlebnis.

3. Bring deine Markenbotschaft auf den Punkt

Um Aufmerksamkeit zu erregen, reicht es nicht aus, einen Schwerpunkt zu haben. Um einen starken ersten Eindruck zu hinterlassen, musst du eine klare Hierarchie deiner Botschaften schaffen und eine einheitliche Markenstimme verwenden.

Und wie du sicher inzwischen weißt, erledigt der Halo-Effekt den Rest.

4. Konzentriere dich auf ein Produkt oder eine Leistung

Der Halo-Effekt tritt auch dann auf, wenn du (zunächst) all deine Bemühungen auf die Vermarktung eines einzigen Produkts oder einer einzigen Leistung konzentrierst.

So profitierte Apple beispielsweise vom Erfolg des iPod, der sich positiv auf die Wahrnehmung der anderen Produkte des Unternehmens auswirkte.

Dyson ist ein weiteres Beispiel. Dyson ist für seine hervorragenden Staubsauger bekannt, und die Kunden gehen natürlich davon aus, dass auch ihre Föhne und anderen Produkte von gleicher Qualität sein müssen.

Wie Apple, Dyson, Everlane, Prose und viele andere bewiesen haben, kann es sehr hilfreich sein, wenn du deine ganze Marketingpower zunächst in ein Produkt steckst.

Sobald sich die Menschen ein Bild von deiner Marke verschafft haben, kannst du dann nach und nach weitere verwandte Produkte einführen.

5. Verbessere das Kundenerlebnis

Jede Interaktion, die eine Person mit deiner Marke hat, trägt zum Kundenerlebnis bei—ob groß oder klein. Von einer gut gestalteten Website bis hin zu den Rückgaberichtlinien—jeder Berührungspunkt prägt die Wahrnehmung Ihrer Marke.

Wenn ein Kunde beispielsweise eine positive Erfahrung bei der Interaktion mit deinen Servicemitarbeitern macht, entsteht ein positiver Eindruck von deiner Marke insgesamt.

Leg daher Wert darauf, aus jedem Brand Touchpoint ein Erlebnis zu machen, das in Erinnerung bleibt.

Reagiere umgehend auf die Bedürfnisse deiner Kunden und geh über das Ziel hinaus. Die Gesamtwahrnehmung deiner Marke hängt von diesen kleinen Momenten ab.

6. Schaffe eine emotionale Bindung zum Kunden

Erschaffe eine besondere Verbindung zu deiner Zielgruppe, indem du ihre Emotionen ansprichst.

Nutze dein Brand Storytelling und persönliche Erlebnisse, um positive Gefühle zu wecken und eine tiefere Bindung aufzubauen.

Diese emotionalen Bindungen können erheblichen Einfluss darauf haben, wie Kunden deine gesamte Marke wahrnehmen—durch den Halo-Effekt.

Ein tolles Beispiel hierfür ist die „Real Beauty“-Kampagne von Dove.

Durch die Infragestellung konventioneller Schönheitsstandards und die Förderung von Körperbewusstsein hat Dove eine emotionale Bindung zu seinem Publikum geschaffen.

Die Geschichten über vielfältige Schönheit haben nicht nur die Markentreue gestärkt, sondern auch ein positiveres Markenimage für Dove geprägt.

7. Nutze Social Proof and Testimonials

Positives Feedback von zufriedenen Kunden kann ebenso einen Halo-Effekt erzeugen und die Wahrnehmung deiner Marke verbessern.

Testimonials oder Reviews vermitteln Käufern Sicherheit und stärken ihre Entscheidung deine Produkte oder Dienstleistungen zu wählen.

Ein Beispiel hierfür ist Uber. Die Marke präsentiert an prominenter Stelle Echtzeit-Fahrerbewertungen und -rezensionen, was einen sozialen Beweis für potenzielle Fahrer darstellt und die Qualität sowie Sicherheit des Dienstes unterstreicht.

8. Zeige deine Zertifikate

Genau wie mit Testimonials verhält es sich auch mit Zertifikaten. Sichere dir seriöse Zertifikate wie die B Corp-Zertifizierung, um die Glaubwürdigkeit deiner Marke zu erhöhen.

Diese Zertifizierungen zeigen dein Engagement und verstärken die positive Wahrnehmung deiner Marke.

9. Nutze Prominente in deiner Werbung

Um deine Markenbekanntheit zu steigern und den Halo-Effekt zu nutzen, könntest du erwägen, mit prominenten Persönlichkeiten oder Influenzern zusammenzuarbeiten. Wähle dabei solche aus, die deine Markenwerte teilen und einen positiven Ruf haben.

Indem du deine Marke mit einflussreichen Persönlichkeiten verknüpfst, kannst du von ihrer Glaubwürdigkeit profitieren und deine Reichweite erhöhen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Nike, das regelmäßig mit bekannten Sportlern wie Serena Williams und Cristiano Ronaldo zusammenarbeitet.

Diese Kooperationen schaffen einen Halo-Effekt, der das Markenimage von Nike stärkt und ein breiteres Publikum anspricht, das den Erfolg und die Qualitäten dieser Sportler bewundert.

Sei jedoch vorsichtig: Jede negative Publicity, die diese Personen betrifft, kann auch auf deine Marke zurückfallen.

10. Nutze Community Engagement

To strengthen your brand and foster a sense of community, engage with your audience. Encourage user-generated content, respond to feedback, and participate in relevant discussions.

Um deine Marke zu stärken und ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern, solltest du aktiv mit deinem Publikum interagieren. Ermutige user-generated Content, beantworte Feedback und beteilige dich an relevanten Diskussionen.

Indem du eine lebendige Community aufbaust, erzeugst du einen Halo-Effekt, bei dem positive Assoziationen mit deiner Marke durch Mundpropaganda und Social Proof weitergetragen werden.

Ein gutes Beispiel ist wieder mal Patagonia: Die Marke hat eine leidenschaftliche Community aufgebaut, indem sie ihre Kunden dazu ermutigt, ihre Erfahrungen und Umweltinitiativen zu teilen – und so ihre Botschaft effektiv verstärkt.

11. Nutz den Halo-Effekt auf ethische Weise

Aber Achtung, denn der Halo-Effekt kann auch negative Auswirkungen haben.

Wenn deine Marke nicht die Erwartungen erfüllt, die Menschen in sie setzen, könnten sie enttäuscht sein. Deshalb ist es wichtig, authentisch und ethisch zu bleiben.

Vermeide irreführende Verpackungen oder Übertreibungen. Fokussiere dich stattdessen auf Transparenz und Authentizität. Sei offen über deine Praktiken um Vertrauen aufzubauen.

Ich bin jedes Mal enttäuscht, wenn Marken, die vorgeben, nachhaltig zu sein, Einwegverpackungen verwenden oder für Fleisch- und Milchprodukte werben. Das macht sie unglaubwürdig.

Stell also sicher, dass dein Branding und Marketing respektvoll bleiben und vermeide manipulative Taktiken.

12. Priorisiere langfristigen Markenaufbau

Statt kurzfristigen Gewinnen nachzujagen, solltest du dich darauf konzentrieren, dauerhafte Verbindungen zu deiner Zielgruppe aufzubauen. Marken entstehen additiv, wobei jede kleine Interaktion zur Gesamtwahrnehmung beiträgt.

Liefere konsequent Wert, bleib deiner Markenidentität treu und pflege Beziehungen sowie die Marken­kultur, um eine loyale Kundenbasis aufzubauen, die über den anfänglichen Halo-Effekt hinausgeht.

Mit vorausschauender Planung legst du das Fundament für eine starke und langlebige Marke.

Fazit

Der Halo-Effekt ist ein großartiges Mittel für deine Markenbildung und dein Marketing sein.

Indem du dir positive Assoziationen zunutze machst, zum Beispiel gut gestaltetes Markenmaterial, kannst du den wahrgenommenen Wert deiner Produkte oder Leistungen steigern.

Hier sind einige wesentliche Erkenntnisse aus diesem Artikel:

  1. Konzentriere dich auf deine Stärken und hebe sie konsequent hervor, um dich von anderen abzuheben.
  2. Investiere in hochwertiges Design, um Vertrauen aufzubauen und positive Erwartungen zu schaffen.
  3. Formuliere eine klare Markenbotschaft, um deine Stärken im Gedächtnis der Menschen zu verankern.
  4. Biete außergewöhnliche Kundenerlebnisse an jedem Berührungspunkt.
  5. Schaffe eine emotionale Bindung zu deinem Publikum, zum Beispiel durch Storytelling.
  6. Nutze Social Proof, Testimonials und Zertifizierungen, um Glaubwürdigkeit aufzubauen.
  7. Ziehe die Zusammenarbeit mit Prominenten und eine Community in Betracht, um positive Assoziationen zu verstärken.
  8. Nutze den Halo-Effekt auf ethische und authentische Weise.
  9. Priorisiere den langfristigen Aufbau deiner Marke, indem du Beziehungen pflegst und kontinuierlich Mehrwert bietest.

Mit diesen Strategien kannst du dir einen treuen Kundenstamm aufbauen und den langfristigen Erfolg deiner Marke sichern.

Willst du ein starkes Branding und eine Website, die wirklich wirkt? Dann lass uns über dein Projekt sprechen, ganz unverbindlich.

Titelbild von Mikhail Nilov

Bild von Nine Blaess
Nine Blaess

Ich helfe kleinen Unternehmen, unverwechselbare und authentische Marken aufzubauen. In diesem Blog teile ich praktische Einblicke aus über 10 Jahren Erfahrung in Branding, Design und Strategie, die du sofort umsetzen kannst.

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