Farben erhöhen den Wiedererkennungswert von Marken um bis zu 80.[1] Farben helfen uns, Informationen zu speichern, indem sie unsere Aufmerksamkeit lenken und Emotionen und Erinnerungen hervorrufen. Aber was braucht es, um die perfekte Farbpalette für eine Marke zu kreieren?
Bevor du eine repräsentative Farbpalette für ein Unternehmens festlegen kannst, solltest du zunächst etwas mehr über die Bedeutung von Farben verstehen.
Die Bedeutung von Farben
Farben werden mit verschiedenen Bedeutungen assoziiert, die sich im Laufe der Zeit etabliert haben.
Sei es durch die Evolution oder die Kultur, zum Beispiel Rot als Warnfarbe oder Weiß als Farbe für Hochzeiten in westlichen Kulturen.
Heutzutage kann jede Marke ein globales Publikum erreichen. Es lohnt sich, die Bedeutung einer bestimmten Farbe in verschiedenen Kulturen zu verstehen, bevor man sie für sein Branding einsetzt.
Die Infografik von David McCanless[2] veranschaulicht gut die kulturellen Unterschiede in der Bedeutung von Farben. Die Farbe, die mit Glück assoziiert wird, ist zum Beispiel:
- Rot in Asien,
- Weiß in der Kultur der amerikanischen Ureinwohner,
- Grün in der Hindukultur,
- and Gelb in der westlichen und amerikanischen Kultur.
So erstellst du deine eigene Marken-Farbpalette
Wie viele Farben braucht ein Branding?
Eine Farbpalette für eine Marke besteht selten nur aus einer einzigen Farbe. Der Reiz besteht darin, Farben zu kombinieren, die sich gegenseitig ergänzen, um eine ausgewogene Farbpalette für die Marke zu entwickeln.
Es gibt keine Regeln darüber, wie viele Farben du verwenden solltest. Als grober Richtwert solltest du folgende Farben verwenden:
- einen neutralen hellen Ton für Hintergründe
- einen neutralen dunklen Ton für die Typografie
- Primärfarbe(n) für die Wiedererkennung der Marke
- Akzentfarbe(n), um Aufmerksamkeit zu erregen
Farbharmonien
Analoges Farbschema
Drei Farben liegen auf dem Farbkreis nebeneinander.
Komplementäres Farbschema
Zwei Farben stehen sich auf dem Farbkreis gegenüber.
Split-komplementäres Farbschema
Als Abwandlung des komplementären Farbschemas führt das geteilte Split-komplementäres Farbschema eine dritte Farbe ein.
Triadisches Farbschema
Drei Farben sind gleichmäßig auf dem Farbkreis verteilt.
Quadratisches Farbschema
Vier Farben sind gleichmäßig auf dem Farbkreis verteilt.
Rechteckiges Farbschema
Ähnlich wie beim quadratischen Farbschema sind vier Farben auf dem Farbkreis verteilt, allerdings nicht gleichmäßig.
Aufhellung, Abdunklung und Abschwächung einer Farbe
Zusätzlich zu den Farbharmonien kannst du auch mit der Aufhellung, Abdunklung und Abschwächung (Aufhellung und Abdunklung gleichzeitig) der Farben experimentieren, um die Intensität bestimmter Farben in der Farbpalette zu reduzieren.
Aufhellung
Aufhellung (engl. tint) ist die Mischung einer reinen Farbe mit Weiß, um ihre Helligkeit zu erhöhen.
Abdunklung
Abdunklung (engl. shade) ist die Mischung einer reinen Farbe mit Schwarz, um sie zu verdunkeln.
Abschwächung einer Farbe
Eine Abschwächung entsteht, wenn eine reine Farbe mit 50 % Grau gemischt wird, bzw. gleichzeitig aufgehellt und abgedunkelt wird.
Die Aufhellung, Abdunklung und Abschwächung einer Farbe wirken sich alle auf die Sättigung der Farbe aus. In allen obrigen Abbildungen variiert die Sättigung von 0 bis 100, von links nach rechts.
Das Verhältnis der Farben deiner Farbpalette
Eine tolle Farbpalette allein reicht nicht aus. Wenn du alle Farben einer Marke in gleichen Anteilen verwendest, riskierst du dass dein Branding wie das eines Kindergeburtstages aussieht. Wenn das nicht deine Absicht ist, empfehle ich, die Farben in ungleichen Verhältnissen zu verwenden.
In einem Webinar mit Illustrator Greg Gunn, erwähnte er eine gute Faustregel: Nutze deine Markenfarben etwa in folgendem Verhältnis[3]:
- Primärfarbe 60%
- Sekundärfarbe 30%
- Akzentfarbe 10%
Auch wenn die meisten Marken nicht genau drei Farben nutzen, ist dies ein guter Ausgangspunkt.
Farbe und Funktion
Du kannst auch erwägen, bestimmten Farben in deinem Branding einen bestimmten Zweck zu geben. Du kannst zum Beispiel verschiedene Farben verwenden, um Themenbereiche zu kennzeichnen, wie es AdAge getan hat.
Online-Tools zur Ermittlung von Farbharmonien
Die Suche nach der perfekten Farbpalette kann schwierig sein, wenn man nicht weiß, wo man anfangen soll.
Es gibt Tools, die dir bei der Gestaltung harmonischer Farbpaletten helfen können. Davon sind diese meine Favoriten:
- Pinterest ist eine gute Quelle der Inspiration. Du kannst hier nach Farbpaletten, Illustrationen oder Fotografie als Farbreferenzen suchen.
- Bei Adobe Color findest Beispiele vieler gelungener Farbpaletten, oder kannst deine eigene erstellen. Du kannst auch eine Referenz hochladen, um Farben daraus zu extrahieren und das Ergebnis in verschiedenen Formaten exportieren.
- Coolors ist mein persönlicher Favorit. Die verspielte Benutzeroberfläche regt zum Experimentieren an. Somit entstehen auch ungewönliche Farbkombinationen.
- Mit dem Material Color Tool kannst du Farben in simplen User Interfaces testen. Du kannst dabei auch die Lesbarkeit auf verschiedenen Hintergründen prüfen.
All diese Regeln bilden einen guten Ausgangspunkt um eine Farbpalette für eine Marke zu erstellen. Aber Regeln können gebrochen werden. Es gibt heute mehr Produkte und Unternehmen auf dem Markt als je zuvor. Es ist nicht eine Herausforderung, sich von der Masse abzuheben. Überraschende Farbkombinationen können eine Möglichkeit sein, dies zu erreichen. Das Design des Dropbox Branding ist ein gutes Beispiel dafür.
Ich hoffe, dieser Artikel war hilfreich und du konntest einige Tipps mitnehmen, wie du die perfekte Farbpalette einer Marke kreieren kannst.
Wenn du Anregungen zu diesem Thema hast, würde ich mich freuen, von dir zu hören.
Referenzen
[1] In verschiedenen Quellen heißt es, dass es sich dabei um die Ergebnisse einer Studie der Universität Loyola handelt. Ich konnte die ursprüngliche Quelle nicht zurückverfolgen. Die Aussage wurde erstmals von Prof. Morton erwähnt in “Why colours matter”, 2013
[2] Infografik von David McCanless, Information Made Beautiful
[3] “Color Q&A” Webinar, Greg Gunn, The Futur (2020)
[4] Bildquelle: Dropbox Brand Guidelines (2017), Seite 8, Color Pairings
Für ein besseres Verständnis empfehle ich “The Psychology of Colour Influences Consumers’ Buying Behaviour –A Diagnostic Study” von J Suresh Kumar zu lesen.