Wusstest du, dass 81 % der Verbraucher der Meinung sind, dass Unternehmen zur Erhaltung der Umwelt beitragen sollten?[1] Diese erstaunliche Statistik wirft die Frage auf: Wie können Unternehmen nachhaltiges Branding betreiben?
Vor kurzem stand ich vor einem Werte-Dilemma. Mein Kunde fragte mich nach einer Auffrischung der Marke, ob er die alten Visitenkarten weiter verwenden könne, bis sie aufgebraucht sind. Was würdest du ihm raten?
Aus Branding-Sicht ist die Benutzung der alten Visitenkarten mit der alten Version des Logos ein absolutes No-Go. Damit würde das Unternehmen seine Kunden nur verwirren. Schlimmer noch, das alte Logo hatte auch gravierende typografische Fehler. Aber als jemand, dem die Umwelt am Herzen liegt, fiel es mir schwer, ihnen zu raten, die alten Visitenkarten wegzuwerfen. Die Situation hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht.
In der Tat kommen Marken nicht umhin, über Nachhaltigkeit nachzudenken, solange sie endliche Ressourcen wie Papier, Tinte und fossile Brennstoffe verwenden. Deshalb habe ich neun Möglichkeiten zusammengestellt, wie Marken eine nachhaltigere Richtung einschlagen können.
1. Zeitlose und gut designte visuelle Identität
Wäre das Logo meines Kunden von Anfang an gut designt gewesen, wäre ein Rebranding gar nicht erst nötig gewesen. Eine Möglichkeit, das Branding nachhaltiger zu gestalten, besteht also darin, ein zeitloses und gut gestaltetes Design zu wählen, das nicht so schnell veraltet.
Unternehmen wie Rolex, Ford, Kellogg’s und Levi’s verwenden ihre ursprünglichen Logos noch Jahrzehnte nach deren Entwicklung.
Um eine zeitlose und gut gestaltete Identität zu entwickeln, können Marken die folgenden Schritte unternehmen:
- Engagiere einen erfahrenen Designer, der weiß, worauf es bei einer anpassungsfähigen und zeitlosen visuellen Identität ankommt.
- Berücksichtige die Werte und Persönlichkeit deiner Marke. Ein Design, das diese Merkmale widerspiegelt, bleibt langfristig relevant.
- Führe Marktforschung durch, um herauszufinden, welche Designelemente bei deiner Zielgruppe gut ankommen.
- Vermeide kurzlebige Trends, die nicht von Dauer sind. Konzentriere dich stattdessen auf klassischere Designs.
2. Umweltfreundliche Produktion von Marketingmaterialien
Als Marke hast du heute viele Möglichkeiten, umweltfreundliche Materialien für Verpackungen und Drucke zu wählen. Hier sind einige Maßnahmen, die Du ergreifen kannst:
- Verwende umweltfreundliche Druckertinten, wie Soja- oder Algentinten.
- Wähle biologisch abbaubare Materialien wie Maisstärke, Bambus oder Pilze für Deine Verpackungen. Achte aber darauf, dass sie auch ohne die Verwendung von Chemikalien abbaubar sind. Immerhin halten 67 % der Konsumenten es für wichtig, dass die Produkte, die sie kaufen, in recycelbarem Material kommen.[3]
- Gehe zu digitalem Marketing über, um gedruckte Marketingmaterialien zu verringern.
- Wähle Materialien mit Nachhaltigkeitszertifikaten wie FSC oder PEFC oder recycelte Materialien.
Hast du schon gewusst, dass mit jeder Tonne Recyclingpapier 17 Bäume, 1.440 Liter Öl, 2,3 Kubikmeter Deponieraum, 4.000 Kilowatt Energie und 26.500 Liter Wasser eingespart werden können? [5]
3. Langlebiges Design
Es ist frustrierend und schadet der Umwelt, wenn Produkte schnell kaputt gehen. Marken können jedoch nachhaltigere Alternativen anbieten, die langlebiger sind und somit weniger Abfall produzieren. Hier sind einige Ideen:
- Verwende haltbarere Materialien wie Metall, Glas oder dickere Kunststoffe, die widerstandsfähiger gegen Abnutzung sind.
- Ermutige deine Kunden, Verpackungen zurückzugeben oder sich für wiederverwendbare Optionen wie Glasbehälter oder Metalldosen zu entscheiden.
- Produziere Produkte so, dass sie reparierbar sind, zum Beispiel mit austauschbaren Teilen
- Biete einen Reparaturdienst oder ein Rücknahmeprogramm an, bei dem Kunden gebrauchte Produkte zurückgeben können, um sie zu recyceln oder wiederverwenden zu lassen. Unternehmen wie Patagonia und IKEA haben bereits solche Programme.
Wusstest du, dass nur 14 % der Kunststoffe für Recycling gesammelt werden? Und das ist nicht nur ein Umweltproblem. Satte 95 % des Wertes von Kunststoffverpackungen in Höhe von 80-120 Mrd. USD gehen der Wirtschaft jährlich verloren.[6]
4. Lokale Produktion und Bezugsquellen
Eine Studie der Universität Michigan ergab: Produkte in den USA herzustellen, anstelle aus Übersee zu importieren, könnte die Treibhausgasemissionen um bis zu 21 % senken.
Marken können sich für eine lokale Produktion und Bezugsquellen entscheiden. Hier sind einige Möglichkeiten dazu:
- Beschaffe Materialien vor Ort, um Transportemissionen zu reduzieren.
- Nutze lokale Produktionsstätten. Das französische Schuhunternehmen Veja beispielsweise hat eine lokale Fabrik in Südfrankreich gebaut, um die Transportemissionen zu verringern und die lokale Wirtschaft zu unterstützen.
- Wenn du nicht vor Ort produzieren kannst, reduziere die Transportemissionen, indem du umweltfreundliche Transportmethoden, wie die Bahn, nutzt.
5. Kollaboration mit nachhaltigen Zulieferern
Wenn du umweltbewusst handeln möchtest, ist die Beschaffung von Materialien von nachhaltigen Lieferanten unerlässlich. Das Schuhunternehmen Allbirds verwendet nachhaltige Materialien wie Wolle, Eukalyptus und Zuckerrohr und arbeitet eng mit seinen Lieferanten zusammen, um eine verantwortungsvolle Beschaffung sicherzustellen. Um diesen Ansatz zu verfolgen, kannst du folgende Schritte unternehmen:
- Wähle Lieferanten aus, die sich an den Werten der Nachhaltigkeit orientieren und über entsprechende Zertifizierungen wie Fairtrade oder GOTS verfügen.
- Lege Nachhaltigkeitsanforderungen für potenzielle Lieferanten fest, einschließlich umweltfreundlicher Materialien und fairer Arbeitspraktiken.
- Berücksichtige die gesamte Lieferkette, um Nachhaltigkeit von der Beschaffung bis zum Endprodukt zu gewährleisten.
- Überprüfe deine Lieferanten regelmäßig, um sicherzustellen, dass sie deine Nachhaltigkeitsanforderungen weiterhin erfüllen.
- Arbeite mit deinen Lieferanten eng zusammen. Ihr könnt auch gemeinsam nachhaltige Produkte oder Verpackungen entwickeln und in nachhaltige Initiativen investieren.
6. Reduzierung von Abfall
Marken können ihr Abfallaufkommen reduzieren, indem sie nachhaltige Praktiken in ihren Betrieben einführen, wie:
- Führe ein papierloses Büro ein mit digitaler Kommunikation, Datenspeicherung und Abrechnung.
- Motiviere deine Mitarbeiter zum Recycling, indem du Behälter bereitstellst und aufklärst.
- Optimiere den Energieverbrauch mit LED-Beleuchtung und Bewegungsmeldern. Wusstest du, dass eine Senkung der Energiekosten um 20 % für die meisten Unternehmen den gleichen finanziellen Nutzen bringen kann wie eine Umsatzsteigerung um 5 %?[7]
- Reduziere den Wasserverbrauch durch sparsame Toiletten und Wasserhähne sowie durch frühzeitige Reparaturen.
- Spende oder verwerte Abfälle wieder, z. B. alte Büromöbel.
7. Aufklärung der Verbraucher
Obwohl viele Verbraucher über Nachhaltigkeit schon gut informiert sind, können Marken weiterhin nachhaltige Praktiken und Initiativen fördern. Hier sind einige Ideen:
- Positioniere Infos zum Thema Nachhaltigkeit auf der Verpackung.
- Nutze die sozialen Medien und anderes Marketing, um für Nachhaltigkeit zu werben.
- Arbeite mit Influencern für Nachhaltigkeit zusammen.
- Erstelle Bildungsressourcen wie Videos, Blogs oder E-Books.
- Veranstalte Workshops oder Events zum Thema Nachhaltigkeit.
8. Schaffung einer nachhaltigen Markenkultur
Eine nachhaltige Markenkultur ist wichtig, wenn du als Unternehmen deine Werte in dein Handeln integrieren möchtest. Hier sind einige Tipps zur Schaffung einer nachhaltigen Markenkultur:
- Informiere und schule deine Mitarbeiter über nachhaltige Praktiken.
- Fördere ihr Engagement durch Recyclingprogramme oder Radfahren zur Arbeit. IKEA hat gleich mehrere nachhaltige Praktiken eingeführt. Die Mitarbeiter haben beispielsweise Zugang zu kostenlosen Fahrrädern, um mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, und zu Ladestationen für Elektrofahrzeuge.
- Gehe mit gutem Beispiel voran und führe nachhaltige Praktiken in deinen Arbeitsalltag ein. Nutze zum Beispiel wiederverwendbare Kaffeebecher, etc.
- Beziehe deine Kunden ein und fördere Nachhaltigkeitsinitiativen, indem du beispielsweise Rabatte anbietest für Kunden, die wiederverwendbare Taschen mitbringen.
9. Messung und Optimierung der Nachhaltigkeits-Performance
Um etwas zu bewirken, solltest du als Marke regelmäßig die Performance deiner Bemühungen um nachhaltige Markenführung überprüfen und verbessern. Rahmenwerke wie die B-Corp-Zertifizierung können dir dabei helfen, indem sie klare Standards für die Bewertung deiner sozialen und ökologischen Leistung festlegen.
- Führe regelmäßig Nachhaltigkeitsprüfungen durch, um Verbesserungsmöglichkeiten zu ermitteln.
- Setze spezifische, messbare und zeitgebundene Nachhaltigkeitsziele.
- Nutze Rahmenwerke für die Nachhaltigkeitsberichterstattung wie GRI oder SASB.
- Verfolge und berichte über deine Nachhaltigkeitskennzahlen.
- Kommuniziere deine Nachhaltigkeitsleistung an deine Stakeholder.
- Nutze die Daten und entwickle Strategien, um die Ergebnisse kontinuierlich zu verbessern.
Die Zukunft des nachhaltigen Branding
Nachhaltiges Branding hat eine vielversprechende Zukunft. Da die Verbraucher nach nachhaltigen Produkten suchen und bereit sind, dafür einen höheren Preis zu zahlen, räumen mehr und mehr Unternehmen der ökologischen und sozialen Verantwortung Priorität ein.
Viele Unternehmen investieren bereits stark in nachhaltiges Branding und verschaffen sich damit einen Wettbewerbsvorteil. Ich glaube, dass Nachhaltigkeit in Zukunft zur neuen Normalität werden wird, der sich die Marken nicht entziehen können.
For a number of years, we’ve tracked the shift away from wasteful spending and toward a more mindful approach to consumption, but what we’re seeing now is much more proactive and hands-on. People aren’t just choosing Brand A over Brand B because it’s produced closer to home or treats its workers better. They're getting involved in the consumption cycle by contributing to the funding or even the creation of products they want and by reselling or renting out their unneeded possessions.
—Andrew Benett[8]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nachhaltiges Branding sowohl möglich als auch notwendig ist. Marken können sich für Nachhaltigkeit einsetzen, ohne ihre Identität zu gefährden; im Gegenteil, dadurch wird sie eher aufgewertet.
Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, könnte dir auch mein Artikel zum Thema Brand Storytelling gefallen. Dort erfährst du, wie du eine überzeugende Geschichte über deine Bestrebungen im Bereich Nachhaltigkeit erzählen kannst.
Referenzen
[1] Nielson IQ. Plastics and the circular economy. https://archive.ellenmacarthurfoundation.org/explore/plastics-and-the-circular-economy
[2] Image by Rosesh Bhandari on Unsplash
[3] NACS. Consumers Demand Sustainable Packaging. https://www.convenience.org/Media/Daily/2021/Apr/29/6-Consumers-Demand-Sustainable-Packaging_Research
[4] Image source: It’s nice that. Algae offset ink replaces petroleum-based pigments in Patagonia’s printed city guide. https://www.itsnicethat.com/news/cast-iron-patagonia-boulder-guide-algae-offset-ink-publication-131219
[5] The world counts. https://www.theworldcounts.com/challenges/other-products/environmental-impact-of-paper
[6] Ellen MacArthur Foundation. The New Plastics Economy: Rethinking the future of plastics. https://archive.ellenmacarthurfoundation.org/explore/plastics-and-the-circular-economy
[7] Carbon Trust. Making the business case for energy efficiency. https://www.carbontrust.com/news-and-insights/news/making-the-business-case-for-energy-efficiency
[8] Image Source: Ethique. https://www.instagram.com/p/CpDhvZLJLfc/
[9] Jennifer Elks. Sustainable Brands. Havas:
‚Smarter‘ Consumers Will Significantly Alter Economic Models and the Role of Brands. https://sustainablebrands.com/read/defining-the-next-economy/havas-smarter-consumers-will-significantly-alter-economic-models-and-the-role-of-brands
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