Der Halo-Effekt im Branding und Marketing

Image of a brain scan as a metaphor for the halo effect in branding and marketing

Von Nine Blaess | 6:53 min

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    Was hat die Verpackung mit dem Geschmack zu tun? Eine ganze Menge, wie sich herausstellt. Wir neigen dazu zu glauben, dass Menschen oder Dinge, die in einem Bereich herausragen, auch in anderen Bereichen gut sind. Wenn wir also eine gut gestaltete Verpackung sehen, messen wir oft dem Produkt selbst direkt einen höheren Wert bei. Dies ist ein Beispiel für den Halo-Effekt im Bereich Branding und Marketing.

    Lass uns tiefer in das Thema eintauchen und untersuchen, wie du den Halo-Effekt erfolgreich in deinem Branding nutzen kannst. Bevor wir jedoch loslegen, sollten wir zunächst klären, was der Begriff ‚Halo-Effekt‘ eigentlich bedeutet.

    Was ist der Halo-Effekt?

    Der Halo-Effekt ist eine kognitive Verzerrung, also ein Denkfehler, der einen erheblichen Einfluss auf unsere Entscheidungsprozesse hat. Unser Gehirn bevorzugt es, Informationen einfach und effizient zu verarbeiten, was uns ermöglicht, schnelle Urteile zu fällen—allerdings birgt dies auch Fehlerpotenzial.

    Stell dir vor, du triffst zum ersten Mal jemanden, der sehr freundlich und sympathisch wirkt. Aufgrund des Halo-Effekts könntest du automatisch annehmen, dass diese Person auch intelligent ist, obwohl du dafür keine konkreten Beweise hast.

    Dies geschieht aufgrund unserer positiven Wahrnehmung der Freundlichkeit, die eine Art ‚Heiligenschein‘ (Halo) um die Person erzeugt. Dieser Schein stellt die Person in ein positives Licht und beeinflusst unsere Einschätzung ihrer Intelligenz und anderer Fähigkeiten.

    Die Forschung zum Halo-Effekt

    Der Halo-Effekt wurde in vielen Studien erforscht, seit der Psychologe Edward Lee Thorndike ihn 1920 in seinem Buch „A Constant Error in Psychological Ratings“ erstmals erwähnte.

    Diese Forschung hat interessante Dinge aufgedeckt, zum Beispiel:

    • Rosenthal und Jacobson fanden 1968 heraus, dass die Erwartungen von Lehrern an Schüler nicht nur von ihren akademischen Leistungen, sondern auch von ihrem Aussehen beeinflusst werden.
    • Eine Studie von Efran aus dem Jahr 1974 ergab, dass attraktive Straftäter tendenziell mildere Urteile erhalten.
    • Eine Studie von Wilson und Rule aus dem Jahr 2016 zeigte, dass Angeklagte mit einem vertrauenswürdigen Aussehen seltener die Todesstrafe erhalten.
    •  Jaeger et al. fanden 2019 heraus, dass attraktive Gastgeber auf Plattformen wie Airbnb höhere Preise verlangen können.
    • Weitere Studien von Dion, Berscheid und Walster (1972), Clifford und Walster (1973) sowie Willis und Todorov (2006) haben den Einfluss des Halo-Effekts auf soziale Urteile, Persönlichkeitswahrnehmungen und sogar politische Wahlen nachgewiesen.

    Diese Studien betonen, dass das Aussehen eines Menschen unser Urteilsvermögen und unsere Entscheidungen in verschiedenen Kontexten erheblich beeinflussen kann.

    Was ist der Horn-Effekt?

    Es gibt übrigens auch das Gegenteil des Halo-Effekts: den sogenannten Horn-Effekt. Dieser tritt auf, wenn negative Eigenschaften oder unattraktive Merkmale einer Person die gesamte Wahrnehmung dieser Person negativ beeinflussen.

    Ein Beispiel aus dem Branding ist zum Beispiel, wenn ein Unternehmen ein schlecht gestaltetes Logo hat. Das schlechte Design kann dazu führen, dass die Marke als unerfahren oder minderwertig wahrgenommen wird, selbst wenn dies nicht gerechtfertigt ist. Ein negativer erster Eindruck kann einen Schatten auf das gesamte Markenimage werfen, der nur schwer zu überwinden ist.

    In diesem Artikel konzentrieren wir uns jedoch auf den positiven Halo-Effekt und möchten herausfinden, wie du ihn in deiner Branding- und Marketingstrategie effektiv nutzen kannst.

    Wie du den Halo-Effekt in Branding und Marketing nutzen kannst

    1. Fokussiere dich auf deine Stärke

    Beim Branding geht es darum, einen klaren Schwerpunkt zu setzen, der deine Marke von anderen abhebt. Indem du deine einzigartige Markenstärke identifizierst und konsequent hervorhebst, sorgst du dafür, dass deine Botschaft klar und prägnant bleibt.

    Vertraue auf den Halo-Effekt, bei dem Menschen automatisch Verbindungen herstellen.

    Was macht deine Marke einzigartig? Was sind ihre herausragenden Merkmale? Wenn du in einem bestimmten Bereich hervorstichst, wirst du automatisch in den Sinn kommen, wenn Kunden in dieser Branche kaufen.

    Ein gutes Beispiel dafür ist Allbirds. Wenn ich an bequeme und umweltfreundliche Schuhe denke, kommt mir sofort Allbirds in den Sinn. Die Marke hat diese Assoziation geschaffen, indem sie Nachhaltigkeit und Komfort in ihren Produkten konsequent betont.

    Wie Ana Andejelic richtig bemerkt, ist es bereits ein Erfolg, wenn Kunden an deine Marke denken.

    Ein Unternehmen, welches in der ersten Überlegung berücksichtigt wird, hat eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, gekauft zu werden, als solche, die erst später in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.

    Investiere in hochwertiges Design

    Design umfasst mehr als nur ein ansprechendes Logo. Es erstreckt sich auf Typografie, Farbpalette, Fotografie, deine Website und vieles mehr.

    Studien bestätigen, was Designer schon lange wissen: Menschen assoziieren attraktive Verpackungen mit hochwertigen Produkten. Aber hier ist das Interessante: Verpackungsdesign kann sogar unsere Preiswahrnehmung beeinflussen. Menschen neigen dazu zu erwarten, dass ein Produkt mit aufwendig gestalteter Verpackung auch teurer ist.

    Design vermittelt auch Informationen über das Unternehmen, seine Branche und seine Produkte. Ein schlichtes Design wie bei Apple signalisiert Benutzerfreundlichkeit, während ein lebhaftes Design wie bei Food Nation Freundlichkeit, Zugänglichkeit und Spaß vermitteln kann.

    Die Investition in Design geht also weit über Ästhetik hinaus. Gutes Design schafft Vertrauen und setzt positive Erwartungen für dein gesamtes Markenerlebnis.

    Bring deine Markenbotschaft auf den Punkt

    Um wahrgenommen zu werden, reicht ein Fokus allein nicht aus.

    Eine klar definierte Messaging-Hierarchie und eine einheitliche Markenstimme helfen dir, die Stärken deiner Marke hervorzuheben und sie in den Köpfen der Verbraucher zu verankern.

    Indem du dies tust, nutzt du den Halo-Effekt, der einen positiven Gesamteindruck erzeugt. Der Halo-Effekt sorgt dafür, dass die Verbraucher deine Marke mit positiven Assoziationen verknüpfen, was ihre Bereitschaft steigert, bei dir zu kaufen.

    Konzentriere dich auf ein Produkt oder eine Leistung

    Der Halo-Effekt tritt auch dann auf, wenn du (zunächst) all deine Bemühungen auf die Vermarktung eines einzigen Produkts oder einer einzigen Leistung konzentrierst.

    Ein gutes Beispiel hierfür ist der Erfolg des iPods von Apple. Als der iPod auf den Markt kam, hat er die Art und Weise, wie wir Musik unterwegs hören, revolutioniert. Die Kunden waren von der Technologie und dem Design beeindruckt, und das hat nicht nur den iPod, sondern auch das gesamte Image von Apple positiv beeinflusst. Die Leute haben die Qualität und Innovation des iPods automatisch mit anderen Apple-Produkten in Verbindung gebracht.

    Ein weiteres Beispiel ist Dyson, bekannt für hochwertige Staubsauger. Indem sie sich auf großartige Staubsauger konzentrierten, haben sie Vertrauen und ein positives Image aufgebaut. Das hat sich auch auf andere Produkte wie Haartrockner übertragen.

    Kurz gesagt: wenn du dich zunächst auf ein Produkt konzentrierst, kannst du ein Image aufbauen. Sobald die Kunden einen Eindruck von deiner Marke haben, kannst du nach und nach weitere semantisch verwandte Produkte einführen.

    Verbessere das Kundenerlebnis

    Jede Interaktion, die jemand mit deiner Marke hat, trägt zu ihrem Kundenerlebnis bei, sei es groß oder klein. Ob es um eine reibungslose Customer Journey oder eine Rückgabe geht, jeder Kontaktpunkt beeinflusst die Wahrnehmung deiner Marke.

    Ein gutes Beispiel ist, wenn ein Kunde eine positive Erfahrung mit deinem Kundenservice hat. Das hinterlässt einen guten Gesamteindruck von deiner Marke.

    Konzentriere dich darauf, bei jedem Berührungspunkt ein herausragendes Erlebnis zu bieten. Reagiere zügig auf die Bedürfnisse deiner Kunden und gehe einen Schritt weiter, um sicherzustellen, dass sie sich geschätzt und gut betreut fühlen.

    Schaffe eine emotionale Bindung zum Kunden

    Baue eine emotionale Verbindung zu deinem Publikum auf, indem du ihre Gefühle ansprichst. Nutze Brand Storytelling um positive Emotionen hervorzurufen und eine stärkere Bindung zu schaffen.

    Diese emotionalen Verbindungen können sich positiv auf die Wahrnehmung deiner Marke auswirken und den Halo-Effekt nutzen, um das Image deiner Marke nachhaltig zu stärken.

    Ein Beispiel dafür ist die „Real Beauty“-Kampagne von Dove. Sie hat herkömmliche Schönheitsideale in Frage gestellt und das Bewusstsein für die Akzeptanz verschiedener Körperformen gefördert. Durch inspirierende Geschichten über unterschiedliche Arten von Schönheit konnten sie die Loyalität gegenüber ihrer Marke stärken und ein positives Markenbild schaffen.

    Nutze Social Proof and Testimonials

    Vertraue auf soziale Bestätigung und Kundenbewertungen, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufzubauen. Positives Feedback von zufriedenen Kunden kann einen Halo-Effekt erzeugen und die Wahrnehmung deiner Marke positiv beeinflussen.

    Dies gibt den Menschen Sicherheit und stärkt ihr Vertrauen in deine Produkte oder Dienstleistungen.

    Ein Beispiel dafür ist Uber. Uber zeigt in Echtzeit Bewertungen und Rezensionen der Fahrer, um potenziellen Passagieren einen Nachweis über die Qualität und Sicherheit ihres Service zu bieten.

    Hol Zertifikate ein

    Genau wie mit Testimonials verhält es sich auch mit Zertifikaten. Sichere dir seriöse Zertifikate wie die B Corp-Zertifizierung, um die Glaubwürdigkeit deiner Marke zu erhöhen. Diese Zertifizierungen zeigen dein Engagement und verstärken die positive Wahrnehmung deiner Marke.

    Nutze Prominente als Werbeträger

    Um deine Markenbekanntheit zu steigern und den Halo-Effekt zu nutzen, könntest du erwägen, mit prominenten Persönlichkeiten oder Influenzern zusammenzuarbeiten. Wähle dabei solche aus, die deine Markenwerte teilen und einen positiven Ruf haben.

    Indem du deine Marke mit einflussreichen Persönlichkeiten verknüpfst, kannst du von ihrer Glaubwürdigkeit profitieren und deine Reichweite erhöhen.

    Ein gutes Beispiel hierfür ist Nike, das regelmäßig mit bekannten Sportlern wie Serena Williams und Cristiano Ronaldo zusammenarbeitet. Diese Kooperationen schaffen einen Halo-Effekt, der das Markenimage von Nike stärkt und ein breiteres Publikum anspricht, das den Erfolg und die Qualitäten dieser Sportler bewundert.

    Nutze Community Engagement

    Engagiere dich aktiv für dein Publikum, um deine Marke zu stärken und ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Ermutige nutzergenerierte Inhalte, gehe auf Feedback ein und beteilige dich an relevanten Diskussionen. Durch den Aufbau einer lebendigen Community entsteht ein Halo-Effekt, bei dem positive Assoziationen mit deiner Marke durch Mundpropaganda verbreitet werden.

    Ein gutes Beispiel dafür ist Patagonia. Die Marke hat erfolgreich eine leidenschaftliche Gemeinschaft aufgebaut, indem sie ihre Kunden dazu ermutigt, ihre Erfahrungen und Umweltinitiativen zu teilen. Dadurch wird die Botschaft von Patagonia verstärkt.

    Nutz den Halo-Effekt auf ethische Weise

    Aber Achtung, denn der Halo-Effekt kann auch negative Auswirkungen haben. Wenn deine Marke nicht die Erwartungen erfüllt, die Menschen in sie setzen, könnten sie enttäuscht sein. Deshalb ist es wichtig, authentisch und ethisch zu bleiben.

    Vermeide irreführende Verpackungen oder Übertreibungen. Fokussiere dich stattdessen auf Transparenz und Authentizität. Sei offen über deine Praktiken um Vertrauen aufzubauen.

    Ich bin jedes Mal enttäuscht, wenn Marken, die vorgeben, nachhaltig zu sein, Einwegverpackungen verwenden oder für Fleisch- und Milchprodukte werben. Das macht sie unglaubwürdig.

    Stell also sicher, dass dein Branding und Marketing respektvoll bleiben und vermeide manipulative Taktiken.

    Priorisiere langfristigen Markenaufbau

    Gib dem langfristigen Aufbau deiner Marke Vorrang, indem du einen nachhaltigen Ansatz verfolgst.

    Strebe nicht nur kurzfristige Gewinne an, sondern konzentriere dich darauf, langfristige Beziehungen zu deinem Publikum aufzubauen.

    Biete kontinuierlich Mehrwert, bleibe deiner Markenidentität treu und pflege Beziehungen, um einen treuen Kundenstamm aufzubauen, der über den anfänglichen Halo-Effekt hinausgeht. Wenn du vorausdenkst, kannst du den Grundstein für eine starke und dauerhafte Marke legen.

    Fazit

    Der Halo-Effekt kann ein wirksames Tool im Branding und Marketing sein. Indem du positive Assoziationen, wie zum Beispiel gut gestaltete Verpackungen, nutzt, kannst du den wahrgenommenen Wert deiner Produkte steigern.

    Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Artikel:

    • Konzentriere dich auf deine Stärken und hebe sie konsequent hervor, um dich von anderen abzuheben.
    • Investiere in hochwertiges Design, um Vertrauen aufzubauen und positive Erwartungen zu schaffen.
    • Formuliere eine klare Markenbotschaft, um deine Stärken im Gedächtnis der Menschen zu verankern.
    • Biete außergewöhnliche Kundenerlebnisse an jedem Berührungspunkt.
    • Schaffe eine emotionale Bindung zu deinem Publikum, zum Beispiel durch Storytelling.
    • Nutze Social Proof, Testimonials und Zertifizierungen, um Glaubwürdigkeit aufzubauen.
    • Ziehe die Zusammenarbeit mit Prominenten und eine Community in Betracht, um positive Assoziationen zu verstärken.
    • Nutze den Halo-Effekt auf ethische und authentische Weise.
    • Priorisiere den langfristigen Aufbau deiner Marke, indem du Beziehungen pflegst und kontinuierlich Mehrwert bietest.

    Mit diesen Strategien kannst du dir einen treuen Kundenstamm aufbauen und den langfristigen Erfolg deiner Marke sichern.

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    Referenzen

    Titelbild von cottonbro über Pexels

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